Primar Dr. Albert Lingg (links) im Gespräch mit Moderator George Nussbaumer.

Primar Dr. Albert Lingg (links) im Gespräch mit Moderator George Nussbaumer.

30.03.2010

Besucheransturm beim "Gespräch am Sunnahof" mit Primar Albert Lingg

Zum Auftakt des Jubiläumsjahres für den Sunnahof Tufers, der heuer sein zehnjähriges Bestehen feiert, lud die Einrichtung der Lebenshilfe Vorarlberg am Dienstag, den 30. März 2010, zum vorosterlichen „Gespräch am Sunnahof“. Mit Primar Dr. Albert Lingg war dabei einer der „geistigen Gründerväter“ des Biohofs zu Gast. Im Gespräch mit Moderator George Nussbaumer gab der Leiter des Landeskrankenhaus Rankweil Einblicke in die Entstehung des Sunnahof, seinen Berufsalltag als Psychiater und seine große Leidenschaft: die Musik. Der Publikumsandrang war groß – rund 150 Personen ließen sich den inspirierenden und humorvollen Abend nicht entgehen.

Dr. Albert Lingg hatte vor gut einem Jahrzehnt die Idee, den brach liegenden ehemaligen Gutshof der Krankenanstalt Valduna wieder zu neuem Leben zu erwecken und seinem ursprünglichen Zweck zurückzuführen. Nämlich für Menschen mit Behinderungen in diesem einzigartigen Naturraum einen gesicherten Lebens-, Arbeits- und Wohnraum zu schaffen. Gemeinsam mit der Lebenshilfe Vorarlberg, bei der Lingg auch im Vorstand aktiv ist, wurde das Projekt „Sunnahof“ aus der Taufe gehoben. „Zuerst war ein Gedanke, das Gelände als Künstlerkolonie zu nutzen, doch dagegen habe ich mich gewehrt. Ich sah – vielleicht auch wegen meiner persönlichen Herkunft – mehr Nutzen in der landwirtschaftlichen Arbeit, da Menschen mit Behinderungen dabei an der frischen Luft sind und die körperliche Arbeit ihnen gut tut“, erklärte der gebürtige Bregenzerwälder.

 

Neben der Entstehungsgeschichte des Sunnahof Tufers drehte sich das Gespräch auch um den beruflichen Alltag in einer psychiatrischen Heilanstalt, die Erfolge und Niederlagen im Umgang mit Patienten und die schwerwiegenden Folgen einer vorschnellen Diagnose. Das Thema Musik wurde ebenfalls angesprochen, wobei Lingg mit dem Musiker und Kabarettisten George Nussbaumer einen mehr als kompetenten Gesprächspartner hatte. Zu guter Letzt gab der Primar sogar eine Kostprobe seines musikalischen Talents mit der Interpretation des „Rolling Stones“-Songs „Wild Horses“ zum Besten.

 

Lingg: „Empowerment fördern“

Für Menschen mit Behinderungen wünscht sich der Mediziner mehr Eigenständigkeit sowie das Ermöglichen der individuellen Selbstverwirklichung. „Dennoch müssen wir aufpassen, dass wir Menschen mit Behinderungen nicht überfordern. Es braucht daher auch weiterhin Schutzräume, in denen sie sicher aufgehoben sind“, so Lingg. Für den Sunnahof und die Lebenshilfe im Allgemeinen fand er lobende Worte, vor allem was die Entwicklung in den vergangenen Jahren betrifft.

 

Zum Abschluss des Gesprächs trug „Hofdichter“ Wolfgang Lang seine Gedanken zum Thema Inklusion vor. Dabei stand vor allem die Gleichberechtigung aller Menschen im Mittelpunkt: „Ich wünsche mir, dass nicht mehr von ‚normalen’ und ‚behinderten’ Menschen gesprochen wird. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen.“