Zwei Männer unterhalten sich auf einer Bühne.

Dr. Roland Wölfle im Gespräch mit Moderator George Nussbaumer.

Das Publikum am Sunnahof.

Über 100 Besucherinnen und Besucher kamen zum 17. "Gespräch am Sunnahof".

04.04.2012

„Die Person muss im Zentrum stehen, nicht das Symptom“

Das 17. „Gespräch am Sunnahof“ stand am Dienstag, den 3. April 2012, ganz im Zeichen des Themas Sucht. Im Gespräch mit seinem engen Freund George Nussbaumer gab der Suchtexperte Dr. med. Roland Wölfle einen Einblick in seine Arbeit als Leiter der Therapiestation Lukasfeld. Außerdem erzählte er von seinem beruflichen Werdegang, seiner Familie und seiner großen Leidenschaft: der Musik.

Ende der 80er-Jahre musste sich Roland Wölfle entscheiden zwischen einer beruflichen Laufbahn als Arzt und einer Karriere als Musiker mit seiner damaligen Band. „Das Leben als Musiker hätte wohl das Ende der Beziehung zu meiner Frau bedeutet, daher habe ich mich damals für den Beruf und gegen die Musik entschieden“, so Wölfle. Aus seiner musikalischen Vergangenheit ist ihm aber bis heute die Freundschaft mit George Nussbaumer geblieben, mit dem er auch einige Lieder aufgenommen hat. Dass die Musik für Wölfle nach wie vor einen hohen Stellenwert hat – und dabei schon fast Suchtcharakter aufweist, wie Nussbaumer süffisant anmerkte – beweist unter anderem seine umfangreiche CD-Sammlung.

 

Suchtkranke werden immer jünger

Süchte sind es auch, die Wölfles Alltag im Lukasfeld bestimmen. Dort werden suchtkranke Menschen auf dem Weg in die Unabhängigkeit begleitet. „Erschreckend ist, dass die Süchtigen immer jünger werden. Viele von ihnen kommen als 14- oder 15-Jährige zu uns, haben aber bereits seit ihrem elften Lebensjahr Kontakt mit harten Drogen. Die Prävention muss daher fast schon im Volksschulalter beginnen“, stellt der Mediziner ernüchternd fest. Nach seinem Medizinstudium und einem Praktikum in Maria Ebene begann Wölfle eine Ausbildung in der „Valduna“, dem heutigen Landeskrankenhaus Rankweil. „Die direkte Arbeit mit den Menschen hat mich viel mehr fasziniert, als klassische Arzttätigkeiten wie beispielsweise Operieren. Denn die Person muss im Zentrum stehen, nicht das Symptom“, so Wölfle. Von der Gesellschaft wünscht er sich mehr Verständnis für die Probleme von Suchtkranken: „Wenn ein Alkoholiker einen Rückfall hat, werden ihm gleich Vorwürfe gemacht. Wenn jedoch eine Person zum zweiten Mal einen Herzinfarkt erleidet, dann gibt es keine Vorwürfe. Wir müssen uns einfach bewusst werden, dass Süchte Krankheiten sind, bei deren Verlauf nicht immer alles nach Wunsch läuft.“

 

Mit dem Sunnahof und der Lebenshilfe Vorarlberg verbindet Wölfle nicht nur seine frühere Tätigkeit in der ehemaligen „Valduna“-Gärtnerei, sondern auch sein Sohn Max, der mit einem seltenen Syndrom zur Welt kam, das organische Missbildungen verursacht. „Nach unzähligen Operationen geht es Max jetzt gut und er führt ein relativ normales Leben. Allerdings ist es enorm schwer, eine Arbeit für ihn zu finden, die seinen Fähigkeiten entspricht. Denn während er viele Dinge gut beherrscht, hat er in manchen Bereichen zu kämpfen, wie zum Beispiel in der Mathematik. Sowohl bei seiner schulischen Ausbildung als auch bei der Jobsuche hätten wir uns daher mehr Unterstützung gewünscht“, gesteht Wölfle.

 

Unterhaltsamer Abend

Die 17. Auflage des „Gesprächs am Sunnahof“ lockte wieder eine große Publikumsschar an den Biohof der Lebenshilfe Vorarlberg. Unter mehr als 100 Zuhörerinnen und Zuhörern durfte Sunnahof-Geschäftsführer unter anderem Pfarrer Mag. Wilfried Blum, Lebenshilfe-Geschäftsführerin Mag. Michaela Wagner, die beiden ehemaligen Landtagsvizepräsidenten Dr. Günther Keckeis und Günter Lampert, den Göfner Bürgermeister Helmut Lampert sowie die Frastanzer-Vizebürgermeisterin und Lebenshilfe-Obfrau Ilse Mock begrüßen. Gegen Ende der Veranstaltung trug Hofdichter Wolfgang Lang sein traditionelles Gedicht vor, welches dieses Mal ebenfalls von den unzähligen Süchten der Menschen handelte. Im Anschluss servierte das Gastro-Team vom Sunnahof einen kleinen Imbiss und sorgte so für einen gemütlichen Ausklang des unterhaltsamen Abends.

 

 

Die besten Bilder vom 17. "Gespräch am Sunnahof"